Schwitzen bei Pferden

20.3.2015 / Permalink

Temperaturregulation durch Schwitzen - gesundes und ungesundes Schwitzen

Ebenso wie wir Menschen schwitzen auch Pferde. Ist es schlimm, wenn Pferde stark schwitzen?
Was ist im normalen Bereich und ab wann wird das Schwitzen gesundheitlich bedenklich?

Schweiß gehört meist zum Reiten dazu.
Schwitzt ein Pferd bei der Arbeit an bestimmten Stellen, kann das sogar ein Indiz auf korrektes Reiten sein.

Doch Achtung: es kann auch zu einer Dehydrierung kommen, das ist gefährlich!
Wie der Mensch auch muss das Pferd seine Temperatur regulieren – und dies geschieht durch Schwitzen.

Gefährlich ist Schwitzen beim Pferd in folgender Situation:

Das Pferd steht unruhig in der Box oder auf der Weide, es reagiert nervös auf den Menschen, wendet den Kopf häufig zum Bauch und schwitzt kräftig?
Dieses sind alles Anzeichen einer Kolik. Zum Glück kann sie häufig erfolgreich behandelt werden, wenn die Anzeichen rechtzeitig erkannt werden.
(Bei Anzeichen einer Kolik SOFORT den Tierarzt rufen!)

Auch gefährlich die Dehydrierung:

Manche Reiter reiten beispielsweise ihre beinahe dehydrierten Pferde aus reiner Unwissenheit einfach weiter.
Diese Situation kann wirklich gefährliche Konsequenzen haben. 
Lange Ritte, viele Starts an einem Turniertag und heißes Wetter – all dies bringt ein Pferd stark zum Schwitzen und dies ist ein häufiger Grund für eine eventuelle Dehydrierung.

Achtung: 
Ist das Pferd bereits dehydriert,
wird die noch verbleibende Flüssigkeit an die lebenswichtigen Organe weitergeleitet;
Dass bedeutet das Pferd hat keine Flüssigkeit mehr für das Schwitzen übrig, schwitzt also nicht!

Stark dehydrierte Pferde schwitzen nicht mehr! Da das Schwitzen wichtig ist, um die überhöhte Körpertemperatur abzubauen, ist beim Tier nun die Gefahr der Überhitzung sehr hoch. Die Körpertemperatur steigt schneller an, es kann zu einem Hitzschlag kommen. Tierarzt rufen! Kein eiskaltes Wasser anbieten, besser handwarm und portionsweise.

Kennt ihr den Hautfaltentest? Einfach etwas Haut vom Pferd zwischen zwei Finger nehmen, etwas zusammendrücken und leicht hochziehen.
Bleibt die Falte lange bestehen: dehydriert! Geht die Falte sofort weg: alles ok.

Ansonsten ist Schwitzen meist harmlos, außer das Pferd zeigt deutliche Anzeichen einer Krankheit, denn auch bei Fieber schwitzen Pferde – wie Menschen auch.
Dann sollte man als vernünftiger Pferdebesitzer die Temperatur messen, damit man sicher sein kann, dass das Pferd nicht krank ist.

Wie stark ein Pferd im normalen Training oder beim Ausreiten schwitzt, hängt von der Kondition des Tieres ebenso ab wie von der speziellen Veranlagung.

Zum Beispiel schwitzen Vollblutpferde viel schneller als Warmblüter. Daran sind die Gene Schuld.
Oft kann bei Rennpferden ein besonders schnelles Schwitzen beobachtet werden (weißer Schaum am gesamten Pferdekörper), auch wenn diese Pferde sehr durchtrainiert sind.

Auch das Futter kann beim Schwitzen eine Rolle spielen. Es ist durch die Forschung bewiesen worden, dass besonders intensive Kleiefütterung Schwitzen verursachen kann.

Daran erkennt man "gutes" Schwitzen beim Reiten:

Arbeitet man mehr in Richtung Versammlung, schwitzt das Pferd vor wiegend an den Hinterbeinen / Flanken.

Arbeite ich mehr an der Nachgiebigkeit im Hals, schwitzt es eher dort.

Schon Oberst Alois Podhajsky, beschreibt in seinem Buch "Die Klassische Reitkunst" Schweißflecken als Zeichen für korrekte Arbeit:
"Die Hinterhand hat tüchtig gearbeitet, wenn die Pferde zwischen den Hinterbeinen schwitzen – vor allem, wenn die Vorhand trocken bleibt".

Aufpassen solltet ihr dagegen, wenn euer Pferd innerhalb kürzester Zeit atypisch und sehr stark am Hals, vor allem am Unterhals schwitzt, das ist ein Zeichen für Stress und falsches Training.

WICHTIG: 

Nassgeschwitzte Pferde - ZUGLUFT VERMEIDEN
bitte keiner Zugluft aussetzen und mit Stroh trocken reiben oder an kalten Tagen eine Abschwitzdecke drauflegen bis das Pferd trocken ist.
Achtung: manche Pferde schwitzen lange nach, hier empfehle ich die Decke zu wechseln, wenn bei der ersten Abschwitzdecke deutlich die Feuchtigkeit an der Oberfläche zu sehen ist.

Abschwitzdecken transportieren  den 
Schweiß des Pferdekörpers nach außen, ohne das Pferd abzukühlen oder durch Zugluft zu 
belasten.
Diese Decke "saugt" sich nicht voll. 
Bei einer guten  Abschwitzdecke bilden sich schon nach 
kurzer Zeit Wassertropfen auf der Außenseite,während die Innenseite zum Pferd trocken bleibt. 
Nach jedem Gebrauch sollten Abschwitzdecken zum Trocknen aufgehangen werden (bitte keine feuchten Decken auf das Pferd legen). Bitte auch regelmäßig waschen (Hygiene).

Wissenswert: die ENTGIFTUNG und REINIGUNG:

Im Normalfall entgiftet und reinigt sich der Körper eines Pferdes über die Haut, Lunge, Darm, Harn, Schweiß,…

Das Pferd kann seinen Wärmehaushalt und die Entgiftung über den Schweiß regulieren.
Schweiß ist also ein wichtiges Mittel der Reinigung und Entgiftung, sofern der im normalen Bereich ist.

Bei einem gesunden Stoffwechsel wird überschüssiges Wasser durch Schweiß abgegeben. Dies führt Wärme und Giftstoffe ab. Auch Elektrolyte werden dabei ausgeschieden und müssen je nach Training über die Nahrung wieder zugeführt werden. Neben der ausreichenden Versorgung über das Futter darf ein Salzleckstein in jeder Pferdebox nicht fehlen. 

Schwitzen bei LEICHTER / MITTLERER und SCHWERER Arbeit:

Ein Pferd mit ca. 500 kg Körpergewicht, ohne Arbeit, je nach Futter, benötigt zwischen 30 – 40 Liter Wasser pro Tag.

In Bewegung verliert das Pferd, abhängig von z.B. der Außentemperaturen und der Arbeit, Schweiß. 

Wenn das Pferd nur leichte Arbeit leisten muss, verliert es in etwa
1 Liter Schweiß / 100 kg Körpergewicht.
Bei leichter Arbeit wird das Pferd Schritt, Trab und ein wenig Galopp geritten, gefahren oder longiert. Arbeitszeiten bis zu einer Stunde.

Wenn das Pferd mittlere Arbeit leisten muss, verliert es ca.
2 Liter Schweiß / 100 Körpergewicht.
Bei mittlerer Arbeit wird das Pferd im Schritt, Trab und vermehrt Galopp geritten oder gefahren; Turniere bis mittlerer Klasse. Arbeitszeit bis zu zwei Stunden.

Bei schwerer bis hin zu extrem schwerer Arbeit kann das Pferd zwischen 3 – 20 Liter Schweiß / 100 Körpergewicht verlieren.
Dies betrifft Pferde die im Hochleistungssport oder in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden.
Sie müssen sehr lange oder kurzfristig starke Höchstleistungen erbringen. Achtung Wanderreitpferde und Distanzreitpferde - immer Wasser für die Pferde zur Verfügung haben! 

Noch ein paar FAKTEN:

Das bedeutet: ein Warmblut schwitzt am Tag ca. :

bei leichter Arbeit: 4,5 Liter
bei mittlerer Arbeit: 9 Liter
bei schwerer Arbeit: 21 Liter
bei sehr schwerer Arbeit: 30 Liter

Schwitzen hängt nicht mit der Kondition zusammen, wie oft fälschlich angenommen wird.
Pferde die im Training stehen schwitzen in der Regel schneller (guter Schweiß) Pferde bei denen Muskeln beansprucht werden die sie sonst nie brauchen (zB Korrekturpferde) können auch schnell und stark schwitzen, weil die Muskeln da arbeiten an diesen Stellen.

Beim Fellwechsel schwitzen Pferde schneller.

Pferde die zu dick sind, schwitzen schneller.

Bei hohen Temperaturen schwitzen Pferde, natürlich wie wir Menschen, auch schneller.

Die Gene: Vollblüter schwitzen oft schneller und stärker.

Manche Pferde schwitzen stark bei Stress

Über den Schweiß kann man auch feststellen ob der Sattel passt:
Schweiß unter dem Sattel: An den trockenen Stellen drückt der Sattel besonders, und das Gewebe wird mit Blut unterversorgt.
Daher schwitzt das Pferd an diesen Stellen nicht.
Ein gut passender Sattel hinterlässt komplett gleichmäßig verschwitzte Stellen.
Ist das nicht der Fall: sofort Sattler kontaktieren.

Auch beim schwitzen sollte man jedes Pferd individuell betrachten, nicht jedes Pferd das schnell und stark schwitzt ist gesundheitlich beeinträchtigt.
Hier zählt auch der Gesamteindruck des Pferdes. Trotzdem bin ich der Meinung das man das Reittraining nicht übertreiben muss, sollte die Grundkondition fehlen. Wenn ein Pferd anfängt stark zu schwitzen, kann der Reiter sein Training zügeln...
Empfehlen würde ich eine neben einer guten Pferdehaltung eine artgerechte gezielte Fütterung (auch zB spezielle Kräuter die die Nieren unterstützen) und korrektes, dem jeweiligen Pferd angepasstes Reittraining.

Viel Spaß und Freude weiterhin mit euren Pferden.