Lipizzaner

29.4.2014 / Permalink

Pferderasse: Lipizzaner - eine der ältesten Kulturpferderassen in Europa

Der Lipizzaner, (Slowenisch: Lipicanec), dieser Name taucht 1786 zum ersten Mal auf, ist eine alte Pferderasse. Der Karster, wie er früher genannt wurde, hat seinen Namen vom Gestüt Lipica, der ursprünglichen Zuchtstätte in der ehemaligen Habsburgermonarchie.

Berühmtheit erlangte die Rasse vor allem durch ihren Einsatz an der Spanischen Hofreitschule in Wien.


Die meisten Lipizzaner (etwa 95 %) sind Schimmel, haben also als Fohlen eine dunkle Farbe und werden mit sechs bis zehn Jahren weiß. Es kommen aber auch vereinzelt andere Fellfarben vor. Heute gibt es neben Milch-Schimmeln nur noch gelegentlich Braune, Rappen, Füchse und Falben, ursprünglich gab es bei den Lipizzanern jedoch auch alle anderen Farben bis hin zu Perlinen, Mohrenköpfen, Platten- und Tigerschecken.
Die Gemälde des Hoftiermalers Johann George von Hamilton zeugen von dieser Farbenvielfalt.

Der Typ des Lipizzaners hat sich gute 300 Jahre lang nicht wesentlich verändert. Er wirkt elegant, mittelgroß und kompakt; kurz gesagt athletisch. Härte und Ausdauer zeichnen ihn aus. Kopf, Hals (hoch aufgesetzt) und Schultern passen sehr gut aufeinander. Das Stockmaß liegt heute meist zwischen 155 und 165 cm. Der Lipizzaner trägt heute nur mehr vereinzelt einen markanten Ramskopf bzw. eine Ramsnase, was auf den alt-spanischen Einfluss zurückzuführen ist. Seine Hinterhand ist stark bemuskelt, die Fesselung schräg. Die Hufe sind bei gesunder Aufzucht überaus hart und sehr wohlgeformt. Mähne und Schweif sind ausgeprägt und feinhaarig, allerdings weniger üppig als bei Andalusiern. Der Rücken ist mittellang und kräftig.

Die Bewegungen des Lipizzaners wirken graziös und sind durch einen federnden Gang ausgezeichnet. Er ist für einen guten Galopp geschaffen. Seine Knieaktion neigt dazu, hoch zu sein, was zu ausdrucksvollen Piaffen und Passagen führt.

Der Lipizzaner ist ein spätreifes Pferd, mit einem lebhaften Temperament; er ist überdurchschnittlich langlebig und bis ins hohe Alter zur Zucht und zur Arbeit unter dem Sattel geeignet.


Der Lipizzanerhengst des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito, Maestoso Mara, starb mit 41 Jahren im serbischen Staatsgestüt Karadordevo.
Neben einschlägigen Merkmalen seines Exterieurs eignet sich der Lipizzaner besonders aufgrund seiner Kontaktfreudigkeit zum Menschen, seiner hohen Lerndisposition und schnellen Auffassungsgabe für die anspruchsvollen Lektionen der Hohen Schule.

Lipizzaner verfügen in der Regel über ein hohes Maß an körperlicher und mentaler Stärke. Besonders diese mentale Stärke der Rasse kann als Fluch und Segen zugleich betrachtet werden. Während ein Ausbilder, der Erfahrung mit dieser Rasse hat, spektakuläre und schnelle Ausbildungserfolge erzielen kann, verzweifelt möglicherweise der unentschlossene Reiter an der mentalen Stärke des Lipizzaners, der man durch physische Härte nur wenig entgegensetzen kann.


Die schnelle Auffassungsgabe des Lipizzaners zeigt sich auch bei unerwünschten Verhaltensweisen, die das Pferd unbemerkt lernt und gegebenenfalls eifrig umsetzt.
Neben seinem gutmütigen Wesen hat der Lipizzaner – besonders unter dem Sattel – eine auffällig elegante Ausstrahlung und eine gehörige Portion Mut. All diese Interieureigenschaften resultieren aus einer systematischen jahrhundertelangen leistungsorientierten (und nicht nur morphologischen) Selektion.

Lipizzaner sind bekannt für ihren Einsatz in der klassischen Dressur an der Spanischen Hofreitschule. Besonders die Schulsprünge und Lektionen der Hohen Schule fallen dieser Pferderasse, auch durch Selektion auf ebendiese Fähigkeiten, besonders leicht. Einsatzschwerpunkte sind Dressur und Fahren, wobei hier unterschiedliche Zuchtziele zugrunde liegen, die beide von der Internationalen Lipizzanerzuchtvereinigung anerkannt sind.


Obwohl aufgrund ihrer Größe und hohen Kadenz im heutigen Dressur-Turnierreiten benachteiligt, sind einzelne Lipizzaner immer wieder erfolgreich auf Turnieren vorgestellt worden.

Während der verschiedenen „Umzüge“, die die Lipizzanerzucht – meist im Rahmen von Kriegen – erfahren hat, blieben regelmäßig Tiere zurück, mit denen dann auch teilweise durch private Züchter weitergezüchtet wurde. Eine systematische, auch auf Reit- (und nicht nur Fahr-)zwecke gerichtete Zucht durch Privatzüchter ist allerdings erst deutlich nach dem Zweiten Weltkrieg zu erkennen.
Gründungen von Zuchtverbänden aus Privatzüchtern, wie von anderen Rassen längst bekannt, sind sogar noch jüngeren Datums. Dennoch gibt es mittlerweile in vielen Ländern Europas, in den USA, Südafrika und Australien Zuchtverbände, die sich zusammen mit den großen Staatsgestüten zu einem internationalen Lipizzanerverband (Lipizzan International Federation) zusammengeschlossen haben.
Lipizzanergestüte und Stätten im Gebiet des ehemaligen Österreich-Ungarn (Blau: Kladrub)
Daher werden Lipizzaner heute in ganz Europa gezüchtet, weiterhin vor allem aber in den staatlichen Gestüten des ehemaligen Österreich-Ungarischen Reichs.

(Quelle: wikipedia)