Zahnarzt für Pferde?

27.5.2015 / Permalink

Wie wichtig ist der Zahnarzt beim Pferd?

Richtige Zahnpflege bei Pferden:

Tägliches Zähneputzen muss man bei Pferden nicht machen, aber eine regelmäßige Zahnkontrolle mindestens einmal pro Jahr von einem Fachmann ist dringend anzuraten!
Bei jungen Pferden bis 5 Jahren sogar eine halbjährliche Kontrolle des Pferdegebisses!

Pferde mit Rittigkeitsproblemen können auch Zahnprobleme haben... Meist merkt man das als aufmerksamer Reiter schon beim Auftrensen.

Mögliche Hinweise auf Zahnprobleme eines Pferdes:

  • Pferd wehrt sich beim Auftrensen
  • Rittigkeitsprobleme in Form von Kopfschlagen, Steigen, Unwillen bei leichter Anlehnung, Kopfschütteln, Zähneknirschen,
  • ganzer Hafer im Pferdekot (zermahlen durch die Zähne nicht gegeben)
  • dünn
  • Geruch aus dem Maul
  • stumpfes Fell
  • häufige Koliken
  • Heubatzen fallen beim Fressen wieder heraus
  • Nasenausfluss
  • Kopfscheu
  • Rückenschmerzen / Lahmheiten
  • Schlechte Seitwärtsstellung / Verwerfen im Genick

Durch unsere heutige Pferdehaltung  (Domestizierung des Pferdes) und Futter wie Hafer oder Müsli findet der Abrieb der Kauflächen nicht so statt, als würden Pferde in freier Wildbahn leben. Freilebend in der Steppe mussten Pferde Nahrung immer abbeissen oder ausgraben. Bei einer Boxenhaltung wird dem Pferd alles „serviert“ – die Zähne nutzen sich nicht oder eben falsch ab. In freier Wildbahn beschäftigen sich Pferde bis zu 18 (!) Stunden am Tag mit Futteraufnahme.

Dazu kommt dass die meisten Pferde mit Gebiss geritten werden und da Haken an den Zähnen Schmerzen verursachen können. Oft sind Pferde nicht unwillig, nein, sie haben einfach Schmerzen – Zahnprobleme sind keine Seltenheit und sollten nicht unterschätzt werden.

Pferdezähne wachsen außerdem ca. 3 mm im Jahr  und der Zahnarzt kann die Länge der Zähne anpassen falls der natürliche Abrieb fehlt oder an falschen Stellen ist. Durch unsere Fütterung kann auch der Abrieb nicht ausreichend stattfinden und es bilden sich scharfe Haken die unbedingt abgeschliffen werden müssen.  Wichtig ist eine ausreichende Fütterung  mit hartfaserigem Raufutter (auch frische Birkenzweige oder Haselnusszweige eignen sich zum „Knabbern“ zwischendurch).

Es gibt auch Pferde die bekommen sogenannte „Wolfszähne“ – das sind Zähne die stören und meist am Oberkiefer herauskommen. Meist hat das Pferd dann Schmerzen sobald ein Gebiss in seinem Maul liegt und auf den Wolfszahn drückt.  Das entfernen von einem Wolfszahn ist kein Problem, da die eine sehr kurze Wurzel haben. Ihr Pferdezahnarzt oder Tierarzt macht das.

Regelmäßige Zahnbehandlungen fördern also die Lebensqualität und die Gesunderhaltung unserer Pferde.

 

Was macht der Zahnarzt beim Pferd?

  • Untersuchung der Maulhöhle/Zähne
  • Sichtkontrolle
  • Abtasten von Zähnen, Wangen, Zunge,...
  • Bei einer Behandlung wird das Pferd sediert (durch ein Medikament ruhig gestellt)
  • Zahnprobleme (zu lange Zähne; Wolfszähne, Zahnstein, Hengstzähne, Stufen oder Wellen in der Kauebene, Haken, Geschwüre, Wunden in der Schleimhaut,...) werden behoben.

 

Achtung - Thema Sedierung:

Nach der Zahnbehandlung wird die Sedierung noch nachwirken – bitte das Pferd ca. 2 Stunden danach nicht fressen lassen (könnte sich auf die Zunge beißen...), bis das Pferd wieder klare Reaktionen zeigt/ „ganz wach ist“.
Eine Sedierung ist KEINE Narkose, sondern ein Mittel zur Beruhigung und Angstlösung. Mir persönlich ist ein ruhiges, sediertes Pferd lieber als eines das mit Nasenbremse oder Fußfesseln ausgestattet wird und sich trotzdem wehrt... Die Angst und Panik ohne einer Sedierung ist meiner MEinung nach schlimmer als ein "beruhigtes" Pferd dass am nächsten Tag wieder völlig normal ist. Pferde sind Fluchttiere und werden bis auf wenige Ausnahmen NICHT ruhig stehen bleiben beim Zahnarzt. Ein guter Tierarzt / Zahnarzt weiß um die richtige Dosierung. Bitte Nutzen und Risiko gut abwägen und die Variante ohne Angstzustände nehmen. 

Als ich noch ein Kind war wurden den Pferden die Zähne ohne Sedierung lediglich mit einer "Feile/Raspel" behandelt. Die Erschütterungen durch das händische raspeln waren wahrscheinlich schlimmer mit Nebenwirkungen behaftet als die heutige Zahnbehandlung der Tierärzte. Verletzungen der Schleimhäute durch zurückzuckende Pferde, Verspannungen im Genick, Angst und Panikattacken usw. Ich persönlich ziehe aus heutiger Sicht auf jeden Fall eine Sedierung vor.

 

Allgemeines / Wissenswertes:

  • Das Gebiss eines Pferdes ist wichtig für die korrekte Nahrungsaufnahme.
  • Milchgebiss Fohlen: 24 – 28 Zähne
  • Zahnwechsel Pferd: zw. 2,5 und 4,5 Jahren (ab 2,5 Jahren ist eine regelmäßige Zahnkontrolle angebracht um Fehlstellungen zu vermeiden)
  • Bleibendes Gebiss mit 5 – 6 Jahren
  • Ein ausgewachsenes Pferd hat üblicherweise 24 Backenzähne und 12 Schneidezähne
  • Die beiden Hakenzähne haben meist nur Hengste (kommt aber auch bei Stuten vor)
  • Schneidezahn besteht aus: Zahnzement, Zahnschmelz und Zahndentin
  • Pferdezahn besteht aus einer Krone, einer Reservekrone und der Wurzel
  • Pferdezähne wachsen 3mm jährlich
  • Die oberen Backenzähne sind breiter als die unteren – um ca. 50 %!